Heinz-Helmut Hadwiger
Cantando Parlando Lyrikwettbewerb

Der Rhein!
I)
Wir standen am Ufer und sahen einander an,
wir wollten einander wohl ein und auch alles sein!
Sie mir Loreley, doch nicht ich ihr Klabautermann.
Wir blickten uns inniger an – und dann in den Rhein.

In den Rhein hinein! Hinein in den Rhein!

Wir wollten mit Blicken uns nicht bloß begnügen.
Drum schenkten wir ein, und wir tranken dazu den Wein.
Wir waren nur Freude mehr und ganz Vergnügen.
Im Übermut schütteten wir in den Rhein auch Wein.

In den Rhein hinein! Hinein in den Rhein!

Wir tranken den Wein aus dem Glas, danach aus dem Fass.
Es konnte für uns wohl nichts lustiger, heit’rer sein,
als weit in den Fluss hineinspucken, allein zum Spaß.
Drum spuckten wir zwei um die Wette ins Wasser rein.

In den Rhein hinein! Hinein in den Rhein!

Da fragte sie mich, ob ich durchdreh‘, ob ich schon spinn‘?
Ich meinte, sie selber vielleicht, aber ich, oh nein!
Wenn dies so sei, hätt‘ unser Leben doch keinen Sinn!
Das sagte sie traurig noch, warf sich vom Felsen rein …

In den Rhein hinein! Hinein in den Rhein!

 

II)

Seit frühe Schifffahrt schon begann,
sah man, ob man ihn schiffen kann
wohin der Rhein auch immer rann:
Den Rhein hinunter, Rhein hinan.

Den schnellsten Weg von Ort zu Ort,
den fand man stets für den Transport,
denn damit kam – mit einem Wort –
man aus dem hic et nunc tunc – fort!

Der Schäfer träg am Ufer döste,
dieweil die Nixe sich entblößte,
doch die Verkehrsprobleme löste,
der der den Rhein entlang schon flößte.

Wenn nicht gerade Flusspiraten
um Maut und teures Weggeld baten.
Da sind nur jene gut beraten,
die lastlos in den Rhein reinwaten.

Den Rhein, den wählen wir ja nur,
weil er bewahrte die Natur
ringsum, bei jeder Überfuhr,
gelangen wir auch so zur Ruhr …

 

III)
Bei Koblenz rauschen brausend Fluten:
der Rhein ist aus dem Bett getreten.
Da hilft nichts mehr als nur mehr beten!
Wir leben noch ein paar Minuten.

Die Kirche selbst ist ganz versunken,
und manches Haus gerät ins Wanken.
Wir retten uns noch schnell auf Planken.
Schon unken rund ums uns nur Unken.

Wir aber gaben noch nicht auf.
Geschwächt zwar, aber doch wir schwammen
mit letzter Kraft den Rhein hinauf.

Nur so erreichten wir mitsammen
den nicht so wilden Oberlauf.
Woher mag so viel Wasser stammen?